Einzelhandel im Lockdown: Für den Erhalt der lebenswerten und einzigartigen Struktur der Freiburger Innenstadt

Veröffentlicht am 30.04.2021 in Standpunkte

Es ist nun fast ein Jahr vergangen seit im Frühjahr 2020 der erste Lockdown aufgrund der Corona-Krise zu einer weitgehenden wochenlangen Schließung des Freiburger Einzelhandels geführt hat. Leider erforderte es die Entwicklung der Infektionszahlen ab Herbst 2020, dass ab dem 16. Dezember bundesweit alle Läden des nicht-lebensnotwendigen Bedarfs geschlossen bleiben mussten. Um Umsatzverluste auszugleichen, wurden von der Bundesregierung entsprechende Überbrückungshilfen zur Verfügung gestellt.

Aufgrund der pandemiebedingten Maßnahmen kam es zu einer weiterreichenden Abnahme der Frequentierung der Freiburger Fußgängerzonen, wobei für die Kaiser-Joseph-Straße in Freiburg im Dezember 2020 und im Januar 2021 jeweils ein Rückgang um 70% im Vergleich zum Corona freien Vorjahr gemessen wurde. Gerade der teilweise Wegfall des traditionell wichtigen Weihnachtsgeschäfts sorgte nach einer Meldung des Handelsverbands Baden-Württembergs (HBW) für Umsatzausfälle im südbadischen Einzelhandel von mindestens 500 Mio. € . Laut statistischem Bundesamt wurden 2020 in den Handelsbereichen Textilien, Bekleidung, Schuhe und Lederwaren Umsatzrückgänge von ca. 20% vermeldet und bei den Kauf- und Warenhäusern von etwa 6% . Gleichzeitig wurde eine starke Umsatzzunahme beim Versand- und Onlinehandel von fast 32% verzeichnet. Der Handelsverband Baden-Württemberg befürchtet, dass aufgrund dieser Entwicklungen zwischen 100.000 und 200.000 Arbeitsplätze im Einzelhandel bedroht sind, auch sind über 70% der Einzelhändler der Meinung, dass die aktuellen Maßnahmen der Bundesregierung nicht ausreichend sind, und fürchten um ihre Existenz.

Diese Veränderungen und die Pandemie bedingten Entwicklungen werden sich massiv auf das Erscheinungsbild der Freiburger Innenstadt auswirken. Wir als SPD OV Innenstadt wünschen uns, dass der Gemeinderat und die Stadtverwaltung zusammen mit der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe (FWTM), wie von lokalen Einzelhandelsbündnis „z’Friburg“  mit einem Brief gefordert , Maßnahmen zur Bewerbung und zur Steigerung der Attraktivität in der Nach-Lockdown-Zeit umgehend prüfen, um das vielfältige Angebot an Läden und Betrieben in der Innenstadt zu erhalten. Da zu einem lebenswerten und attraktiven Stadtzentrum nicht nur Einkaufsmöglichkeiten, sondern auch Gastronomie und Kultur gehören, sollten diese Bereiche bei allen Unterstützungsmaßnahmen ausdrücklich miteinbezogen werden. 
Weiterhin wünschen wir uns als OV Innenstadt:

  • Beibehaltung der erweiterten Außensitzflächen für Gastronomiebetriebe mit einheitlicher Schließzeit und Überprüfung von kostengünstigen und innovativen Maßnahmen zur Steigerung der Aufenthaltsqualität.
  • Prüfung der kostenfreien Nutzung des ÖPNV im innerstädtischen Kerngebiet zwischen Hauptbahnhof und Schwabentor und vom Holzmarkt bis zum Europaplatz. 
  • Eine Intensivierung des P&R Systems an den Rändern der Stadt sowie die Anbindung dieser Stellen an den ÖPNV (Bus, Bahn und Frelo). Die Nutzung der Anbindung in die Stadt sollte für die Nutzer*innen der P&R, wie im Straßburger Model , kostenfrei sein. Alternativ oder ergänzend dazu könnten auch Gutscheine zum Einkaufen im Freiburger Einzelhandel als Ausgleich zu den Ticketkosten vergeben werden um einen weiteren Anreiz zu setzen.
  • Alternativ oder ergänzend zum vorherigen Punkt könnten auch Gutscheine zum Einkaufen im Freiburger Einzelhandel als Ausgleich zu den Ticketkosten für alle Nutzer der VAG (auch Abonnementen) vergeben werden, um einen weiteren Anreiz zu setzen.
  • Entflechtung von Fuß- und Radverkehr in stark frequentierten Bereichen der Fußgängerzone (beispielsweise in der Schiffstraße) zur Erhöhung des Sicherheitsgefühls der Fußgänger*innen.
  • Wiedereinführung des Freiburger „Päcklebus“.
  • Umsetzung des Antrags „Kostenfreie ÖPNV-Nutzung für Besucher der städtischen Museen Freiburgs“ zur Unterstützung der städtischen Museen sowie zur Entlastung der Verkehrsdichte.
  • Schaffung von Flächen und (temporären) Räumen zur Aufführung von Kunst und Kultur, ebenso die Nachholung der entfallenen Festivitäten zum Stadtjubiläum als Belebungsmaßnahme nach überstandener Pandemie.
  • Unterstützung bei der Revitalisierung des Freiburger Nachtlebens in Clubs und Diskotheken.
  • Die Aussetzung aller nicht notwendigen städtischen Baumaßnahmen im Innenstadtbereich, damit alle Betriebe der Stadt - sofern möglich - uneingeschränkt erreichbar sind.